Einzelausstellung, Kunstverein Rosenheim, 2007
Martin Fritzsche gehört zu einer jüngeren Generation von Künstlern, die mit leichter Hand und verschmitztem Lächeln künstlerische Möglichkeiten der Inbesitznahme ihrer Umgebung ausloten und weniger an die Produktion musealer Werke denken als daran, Kunst und Leben in eine Symbiose zu bringen.
Martin Fritzsche ist ein kritischer Beobachter der Gesellschaft und des Kunstbetriebes.
Seine Zeichnungen, Objekte, Installationen und Videos sind von hoher Qualität, herzerfrischend, ungewöhnlich!
Ihre Eigenartigkeit, die im wahrsten Sinne dieses Wortes ,,Eigen-Art" ist, fällt auf, fesselt, inspiriert.
Durchdacht, hintersinnig und dennoch leicht und offen lassen sie uns das Wesentliche und Menschliche unseres Lebens erahnen.
Arte povera und Fluxus mögen ursprünglich Vorbilder für Martin Fritzsche gewesen sein, denn seine Materialien sind Fundstücke aus dem täglichen Leben.
Seit einem Studienaufenthalt 1997 in s'Hertogenbosch, Niederlande, begann er, sich für Massen- und Abfallprodukte wie Kleider, Stoffe, Polster, Kisten, Folien, Kunststoffe, transparente Plastikverpackungen, Tüten und andere Materialien zu interessieren. Als "Sampler" sammelt er ästhetisch interessante Materialobjekte, verändert, ergänzt und setzt sie in neue Sinnzusammenhänge.
Er besetzt Räume mit diesen ästhetisch kombinierten Objekten, interessiert sich für Nischen, Restƒlächen, lässt seine Objekte bisweilen wie zufällig liegen gelassen den Raum stören, beherrschen, um definieren.
Martin Fritzsche ist ein bekennender Spieler. Mit ästhetischem Scharfblick nimmt er Proben unserer Zivilisationsgesellschaft, um sie zu verändern und mit anderen Materialien, Zeichnung, Bemalung, Skulptur zu kombinieren. Er schafft mit seinen Objekten und Rauminstallationen neue Sinnzusammenhänge und Fragestellungen, die in gleicher Weise den Bezug zur aktuellen Lebenssituation halten, als aber auch über diese hinausweisen.
In Gruppenausstellungen stellt sein Beitrag stets eine Art Störung dar - durch den völligen Verzicht auf Pathos -
und weist damit nicht nur auf seine eigene Arbeit hin sondern schärft auch den Blick für die Werke der Kollegen.
Interessant, amüsant, ästhetisch, ironisch, witzig wie bezaubemd sind auch seine auf ein Minimum reduzierten Videofilme. Hier wird ebenfalls im Marginalen das Wesentliche und Humane unserer Existenz zum Thema gemacht, hinterfragt.
Iris Tübswetter; Februar 2007